2018 war er Sieger der Honda Junior Challenge, 2019 ließ Max Hesse den Meistertitel in der ADAC TCR Germany folgen, als Krönung der Saison wurde er Anfang November zum ADAC Junior Motorsportler des Jahres gewählt. Der 18-Jährige peilt eine Karriere im professionellen Motorsport an. Hesse lässt die Saison nochmals Revue passieren und wagt einen Ausblick auf 2020.
Einige Wochen sind seit deinem Titelgewinn vergangen. Kannst du dich noch an das letzte Saisonrennen auf dem Sachsenring in allen Details erinnern?
Max Hesse: Ja, absolut. Ich spiele das Rennen auch manchmal noch in meinem Kopf durch. Aber ich muss sagen: In der Woche darauf war es mehr, da wurde man ständig darauf angesprochen. Ich erinnere mich gerne an das Rennen, was da alles passiert ist, wie spannend und aufregend das Ganze war. Aber nun denke ich natürlich schon an 2020 und schaue, was das nächste Jahr bringt.
Wie ist die Saison aus deiner Sicht verlaufen?
Der Saisonverlauf war natürlich wechselhaft, obwohl man eigentlich sagen muss, dass wir nur ein schwaches Wochenende hatten und das auch noch einigermaßen ging. Wir hatten eigentlich zwei Einzelresultate, bzw. drei Einzelresultate mit Sachsenring Rennen eins, welche die Saison wechselhaft gemacht haben. Sonst waren wir immer in den Top-5 und vorn dabei. Aber auch der Anfang war überhaupt nicht schlecht mit zweimal Podium in Oschersleben und einmal Platz 2 und Platz 5 in Most. Zum Red Bull Ring sind wir mit 12 Punkten Rückstand gefahren, also da war alles im grünen Bereich.
Gab es einen Knackpunkt oder ein Schlüsselerlebnis im Laufe der Saison?
Wir hatten einen Durchhänger am Red Bull Ring aufgrund technischer Probleme, die wir aber zum Glück schnell lösen konnten. Von da an hatten wir einen Super-Speed und konnten vier Rennen gewinnen. Das war auch ein wenig die Kehrtwende. Der ausschlaggebende Punkt kam in der Sommerpause, da hatten wir nochmal einen Test und konnten einiges ausprobieren. Wir haben mit Gabriele Tarquini zusammen viel Erfahrung gesammelt. Der Sachsenring war natürlich ein Herzschlagfinale, gerade mit der letzten Runde. Es war super schwierig, wir konnten das alles aber gut meistern und sind happy, dass wir Meister geworden sind.
Wie hast du den Titelkampf erlebt?
Die Konkurrenzsituation hat sich über die Saison mehrfach geändert. Am Anfang dachten alle, dass Mike Halder derjenige ist, der zu schlagen ist. Hari Proczyk hatte die ersten beiden Wochenenden noch sehr zu kämpfen, war aber ab dem Wochenende am Red Bull Ring super stark. Antti Buri war sehr schwer einzuschätzen. Meiner Meinung nach ist er in den Trainings und im Qualifying immer mit angezogener Handbremse gefahren, aber dafür war er sonntags immer sehr stark und hat es taktisch sehr schlau gemacht. Er hat uns samstags um die Punkte kämpfen lassen und es sich sonntags dann durch den Reverse-Grid in Anführungszeichen sehr einfach gemacht. Das war taktisch richtig schlau von ihm. Antti war nicht unbedingt immer der Schnellste, hat aber am konstantesten seine Leistung abgerufen. Auch nach einem schlechten Start, oder einer schlechten ersten Runde, war er am Ende des Rennens dennoch immer da.
Wie ordnest du den Titelgewinn ein?
Das ist mein größter Erfolg im Motorsport. Mir ist mittlerweile absolut bewusst, was ich da erreicht habe.
Zu welchem Zeitpunkt im Laufe der Saison wusstest du, dass es etwas werden kann mit dem Titel?
Von Anfang an waren wir stark, konnten aber irgendwie noch nicht gewinnen, weil immer wieder verschiedene Kleinigkeiten nicht gepasst haben. Die Sommerpause haben wir super genutzt, haben uns alle zusammengesetzt und geschaut, woran es liegen könnte. Dann haben wir getestet, dabei haben wir noch zusätzliche Performance gefunden und etwas mehr Pace. Von da an ging es dann. Ab Zandvoort war es ein ganz anderes Auftreten, ein ganz anderes Fahren.
Du bist als ADAC Junior Motorsportler des Jahres ausgezeichnet worden, was bedeutet dir das?
Ich habe nicht mit dieser Auszeichnung gerechnet, für mich war das eine große Überraschung, die mich sehr freut. Die Auszeichnung als ADAC Junior Motorsportler des Jahres ist eine große Ehre, auch wenn man auf die bisherigen Preisträger blickt, wie Mick Schumacher im vergangenen Jahr.
Wie geht’s weiter in 2020?
Ideen und Wünsche hat man immer. Natürlich verfolgen wir auch einen Plan, wohin wir wollen und wie das aussehen soll. Aber aktuell ist noch nichts fix. Es gibt mehrere Optionen, vielleicht entwickelt sich eine Tendenz, wo es hingehen kann – aber aktuell ist noch nichts entschieden und es sind noch viele Sachen offen.
Wie viel Zeit nimmt der Motorsport in deinem Alltag ein?
Ich konzentriere mich derzeit voll auf den Motorsport, darauf liegt mein voller Fokus. Ich bin noch jung, jobbe nebenbei, um gut über die Runden zu kommen. Ich bin als Teilzeitkraft aktiv. Wenn ich merke, dass es nach einer bestimmten Zeit nicht klappt, werde ich meine Ausbildung auch nachholen.
Gibst du dir selbst ein Zeitfenster vor?
Die nächsten drei Jahre möchte ich mir die Zeit nehmen. Ich denke, nur so kann man es schaffen. Ich versuche, nichts mit halber Kraft zu machen, entweder ganz oder gar nicht. Das ist mir wichtig. Ich bin gerade 18 Jahre – es ist kein Problem, wenn man mit 21 nochmal eine Ausbildung anfängt. Aber jetzt verfolge ich einfach meinen Traum.